Wenn geschützte Vogelarten mitten in einer riesigen Feldwerbung brüten…

Wenn geschützte Vogelarten mitten in einer riesigen Feldwerbung brüten…

Zwischen Blumen, Biodiversität und Brutzeit – was passiert, wenn ein Wildvogel einer OOH-Feldwerbung eine Pause verordnet?

Freising – Auf einem Acker zwischen Hightech, Naturverbundenheit und Heimatgefühl wächst ein riesiges Bodenbild aus heimischen Blumen – eine sogenannte Geoglyphe, angesät vom Startup GEOXIP. Doch plötzlich steht alles still. Nicht wegen technischer Probleme, sondern wegen eines Kiebitzes. Genauer: Wegen einer kleinen Vogelfamilie, die mitten im geplanten Blumenlogo ihre Jungen aufzieht.

Ein Zwischenfall? Nein. Eine Geschichte über Verständnis, Verantwortung – und die große Chance, Natur und Anbau rücksichtsvoll zu vereinen.

Diese Vogelküken haben ihre Brutstätte mitt in einer OOH-Feldwerbung
Diese Vogelmutter bewacht die Brutstätte mitten in einem Geobranding

Feldwerbung trifft Vogelschutz: Das Startup GEOXIP zeigt Verständnis

Das Projekt von GEOXIP ist kein gewöhnliches. Es verbindet große Markenlogos mit nachhaltiger Feldkunst – ein Konzept, das Marketingbudgets in Lebensräume verwandelt. Doch was passiert, wenn ein geschützter Vogel wie der Kiebitz mitten in der geplanten Blühfläche brütet?

Christian Seebauer, Vorstand der GEOXIP AG, sucht nicht die Konfrontation, sondern das Gespräch. Am Rande des Ackers trifft er sich mit Leonardo Korinth, freiberuflicher Ornithologe und Projektverantwortlicher für das Artenhilfsprogramm im Landkreis Freising. In einem offenen Interview sprechen die beiden über Schutzräume, gegenseitiges Verständnis und die Koexistenz von Feldwerbung und Naturschutz.

Interview vor Ort: Ein Kiebitz, ein Fernglas und viel Feingefühl

Mit dem Fernglas entdeckt Leonardo Korinth einen Kiebitz-Vater, der aus über 200 Metern Entfernung wachsam seine Jungen beschützt. „Kiebitze reagieren sehr sensibel auf Störungen“, erklärt er. Selbst in großer Distanz registrieren die Tiere jede Bewegung. Ihre Brutplätze liegen am Boden – oft mitten auf Feldern, wo sie leicht übersehen werden können.

Christian Seebauer zeigt sich beeindruckt: „Ich bin gekommen mit dem Gefühl: Ein einziger Vogel blockiert unser Projekt. Doch sofort habe ich gespürt, mit welcher Leidenschaft Du Dich für dieses Individuum einsetzt.“

Mitten im Geobranding wurden ein paar Pixel (Rechteck rechts) für die brütende Kiebitzfamilie ausgespart. In den Buchstaben wachsen mittlerweile Millionen blumen

Wiesenbrüter in Gefahr: Warum der Kiebitz so wichtig ist

Leonardo Korinth betont: „Wiesenbrüter wie der Kiebitz, der Brachvogel oder das Braunkehlchen sind in Deutschland akut bedroht. Ihre Lebensräume verschwinden rasant – durch Bebauung, intensive Landwirtschaft und fehlende Rückzugsräume.“

Das Artenhilfsprogramm im Landkreis Freising ist eines der wenigen Schutzprojekte, das sich systematisch mit diesen gefährdeten Vogelarten beschäftigt. Was hier noch lebt, sei eine Seltenheit – ein Schatz, den es zu bewahren gilt.

Landwirtschaft, Logokunst, Lebensraum: Geht das zusammen?

Das Gespräch dreht sich auch um mögliche Konflikte. Wie reagieren Landwirte? Wie gehen Kunden mit Projektverzögerungen um, wenn einzelne Neststandorte ausgespart werden müssen?

Leonardo klärt auf: „Die meisten Landwirte sind verständnisvoll. Es braucht Kommunikation auf Augenhöhe. Eine Schutzzone von etwa 100 Quadratmetern pro Nest ist ökologisch enorm wertvoll – und wirtschaftlich meist gut vertretbar.“

Christian Seebauer ergänzt: „Natürlich fehlen uns dadurch ein paar ‚Pixel‘ im Logo. Aber das ist ein Preis, den wir gerne zahlen – aus Überzeugung.“

GEOXIPs Vision: Wenn Blühlogos Lebensräume schaffen

GEOXIP geht mit seinem innovativen Verfahren namens Vector-Seed® neue Wege. Damit werden Samenkörner zentimetergenau in Ackerflächen platziert – wie ein biologischer Tintenstrahldrucker für Biodiversität. Das Ergebnis: riesige Bodenbilder aus Wildblumen, die von Drohnen, Flugzeugen und Satelliten sichtbar sind – und gleichzeitig als Insekten- und Rückzugsräume für Wildtiere dienen.

Leonardo Korinth lobt diese Idee ausdrücklich: „Solange die Flächen ökologisch wirksam gestaltet sind, können sie echten Mehrwert schaffen. Es darf nicht nur Symbolik sein – aber wenn es richtig gemacht ist, sehe ich großes Potenzial.“

Zwischen Naturschutz und Unternehmertum: GEOXIP übernimmt Verantwortung

Das Interview zeigt eindrücklich, wie Fortschritt und Naturverständnis zusammenfinden können. GEOXIP geht nicht nur mit technologischer Präzision vor, sondern auch mit einem wachen Blick für die Belange der Umwelt.

„Man muss dem anderen nur einmal zuhören können“, sagt Christian Seebauer. In der Welt der schnellen Entscheidungen ist das eine Seltenheit – und vielleicht genau das, was unsere Zeit dringend braucht.

Heimat, Natur, Geld – drei Begriffe, drei Perspektiven

Zum Ende des Gesprächs wird es persönlich. Was bedeutet Heimat? Was ist Natur? Und welchen Stellenwert hat Geld?

Leonardo Korinth fasst es zusammen: „Heimat ist Verbundenheit. Natur ist Lebensgrundlage. Geld ist ein Mittel zum Zweck. Wenn wir alles nur wirtschaftlich betrachten, verlieren wir, was uns trägt.“

Fazit: Die Natur ist eine große Bühne. Sehen wir sie als das, dürfen Wildblumen, Wildbienen und wie hier auch seltene Vögel mittendrin sein.

Die Geschichte vom Kiebitz, der ein Hightech-Blumenlogo anhält, ist mehr als eine Anekdote. Sie ist ein Symbol für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft.

Nur wer bereit ist, innezuhalten, kann erkennen, dass wahre Innovation nicht gegen die Natur arbeitet – sondern mit ihr.

zum Original-Interview: https://geoxip.com/naturschutz-bedeutet-achtsamkeit-fuer-geschuetzte-arten-da-duerfen-auch-einmal-paar-pixel-fehlen/


Über GEOXIP AG

Die GEOXIP AG ist ein deutsches Startup, das mit der patentierten Vector-Seed®-Technologie großflächige Bodenbilder aus heimischen Wildblumen realisiert – sogenannte Geoglyphen, die sowohl als nachhaltige Außenwerbung als auch als Lebensraumförderung wirken. Ziel ist es, Marketingbudgets mit echter ökologischer Wirkung zu verbinden und Biodiversität sichtbar zu machen. Zu den Kunden zählen u.a. ERDINGER WEISSBRÄU, Antenne Bayern und Katjes.

Mehr Infos unter: https://geoxip.com


Über Leonardo Korinth

B. Eng. (FH) Leonardo Korinth ist freiberuflicher Landschaftsplaner und auf Umweltplanung sowie Faunistik spezialisiert. Als Projektleiter für das Artenhilfsprogramm für Wiesenbrüter im Landkreis Freising arbeitet er eng mit Behörden, Landwirten und Initiativen zusammen, um bedrohten Arten wie dem Kiebitz das Überleben zu sichern.


Fotos (c) Leonardo Korinth, (c) GEOXIP